Stetigkeit und die zwei Seiten der Disziplin

Liebes ICH, was wie soll man ohne Druck arbeiten?

Sei genügsam, übe dich in Genügsamkeit und doch in der Disziplin, die du so gut beherrscht. Ja, die Disziplin ist ein Teil von dir, und doch hat sie zwei Seiten. Die eine ist der sich am Außen orientierende Leistungsdruck, den du dir durch deine Erziehung und Erfahrungen zu Eigen gemacht hast. Diesen gilt es abzulegen! Du hältst an diesem Leistungsdruck fest, weil du dich durch ihn in Sicherheit wiegst, da er die von Außen auferlegte Kontrolle verbildlicht. Diese Kontrolle gilt es nun abzulegen und somit deinem tiefen inneren Bestreben, du zu sein und deinen Weg zu gehen, Platz einzuräumen. Ja – dies ist die zweite Seite der Disziplin, ein kontinuierliches Fortschreiten auf dem Wege, der da für dich bestimmt ist und dir aufgetan wird. Ein kurviger ist er und steinig zu Mal, doch führt er dich neben den gebirgigen Prüfungspfaden und den luftigen Höhen der Freiheit auch durch die Ebenen der Freude, des Glücks und der Zufriedenheit und an Plätze der Ruhe, an denen du rasten sollst. An welcher Stelle es anzuhalten gilt oder weiterzugehen, dies sagt dir dein Gefühl. Doch kein Gefühl der Angst oder etwas des Zwanges ist dies, sondern ein Impuls zur Handlung, der aus der Freiheit entsteht und von Freude begleitet ist. Handle, wenn dir dein Gefühl sagt: „Nun ist es Zeit zu schaffen“. Tust du dies, beherzigst du dies, dann bist du getragen vom steten Fluss des Lebens, das die Schöpfung, das Wachstum, der Niedergang und die Ruhe ist. Wie die Jahreszeiten fließt es dahin, ist das nicht herrlich? Darum halte nicht fest am Sommer oder am Winter, sondern lass sie dahinziehen und lebe doch mit ihnen im steten Fluss. Dann – so wirst du sehen – werden die Angst und der Druck sich in Luft auflösen und Freude und Vergnügen Einzug finden.