Viele Wege, doch nur einer ist deiner

Erkennst du nicht, dass die Meisten den Weg gehen, den auch alle anderen gehen? Sie sehen es nicht, dass sie nicht sind, dass sie im trägen Trott hinteinanderherhatschen, einer den andern am Zipfel haltend, damit sie den Weg ja nicht verlieren. So trotten sie dahin, ja sie schleppen sich dahin, denn ein solches Leben ist ein beschwertes! Es ist ein beschwertes, denn so viele Leute schleppst du mit dir herum, so viele schiebst du an, so viele ziehst du hinterher. Eine solche Existenz fristen die meisten Menschen, weil sie es nicht wagen, auszubrechen, auszuscheren aus der sicheren Schlange, in der du den Weg niemals weißt und dich nur auf deine Vorgänger verlassen kannst. Siehst du denn nicht, wie sie sich behindern? Siehst du denn nicht, wie sie durch ihre Menschenkette selbst in Fesseln gelegt haben? Niemand wagt auszubrechen, denn was würden sie tun ohne die anderen?

Doch es gilt, es anders zu betrachten! Schert einer aus, so sind auch die anderen gefordert, sich neu zu orientieren. Viele versuchen es, doch sie sehen sich verloren im unbekannten Nichts, um unbekannten Neuen, das sie abseits des Weges erwartet, den alle gehen. Das Ich erwartete sie abseits dieses Weges, doch ihr Ich ist ihnen unbekannt geworden, da sie sich im Nachlaufen und Folgen der Anderen verloren haben. Mehr haben sie nicht gelernt, sie stapfen in die Fußstapfen ihrer Vorgänger, ihrer Ahnen, den Blick nach unten oder vielleicht sogar auf ihren Vorgänger gerichtet, und schleichen dahin. Willst du ein solches Dasein fristen? Dies ist kein Dasein, meine Liebe, das ist ein Da-Schein! Denn dein Weg und der Weg all derer, die sich zu erkennen, sich wiederzuerkennen trachten, läuft abseits dieser Straße, die mit Menschenketten überfüllt ist. Er verläuft abseits der Wege, führt dich durch Wälder, Felder, Täler und Schluchten, bringt dich zu den höchsten Gipfeln sodass du wieder ins Tal gleitest oder sogar hinunterschlitterst. Du magst dich verlaufen, du magst dich verletzen, doch du lebst! Du gehst aus eigener Kraft und hast diese Kraft für dich allein!

Denke immer daran: Dein Weg ist ein steiniger, und er ist nicht immer leicht zu beschreiten, doch du wirst dahintanzen und jede Wunde mit Tränen der Freude benetzen! Lasse dich nicht entmutigen von den Verwirrspielen deines Verstandes, der dir die scheinbare Sicherheit des breiten Weges vorzugaukeln versucht. Erkenne, wie verloren sie sind, die dort gehen auf diesem Weg, da sie abhängig sind von den anderen, sich abhängig machen von einer fremden Führung und ihre innere Führung aus der Hand gegeben haben. Sie haben sie so lange aus der Hand gegeben, dass sie das Vertrauen in sich verloren haben. Und wenn du dir nicht vertrauen kannst, bist du verloren! Willst du dies nicht, ist es nicht dein Begehr, so blicke nicht zurück!

Diejenigen, die des Trottes überdrüssig sind, können ihren Platz in der Kette verlassen um sich in die Wildnis zu begeben. Doch gründet keine neue Kette! Unterstützt euch, doch kettet euch nicht aneinander. Sitzt beisammen am Lagerfeuer und nährt euch an der Gemeinschaft, doch am Morgen steht auf und geht jeder seinen Weg! Deinen Weg wird keiner gehen, denn du gehst alleine! Segne deinen Weg, segne das Leben und segne die anderen, auf dass sie ihren Weg beschreiten und lass sie gehen, wohin sie wollen!