Die Menschen sehnen sich nach der Zugehörigkeit zu den anderen, fühlen sich oft ausgegrenzt, weil sie nicht sehen, dass sie die Gesellschaft, die vorhanden ist, im Grunde gar nicht wollen, weil sie sich nicht mit ihr identifizieren können. Wer die Freiheit wählt, wird sich in der Einsamkeit wiederfinden. Die Luft an der Spitze ist dünn! Dort befinden sich nicht viele Menschen. Es ist das Los derer, die sich erkannt haben, dass sie sich von Dunkelheit umgeben fühlen. Sie sehen auf einmal, wie wenig Licht es gibt, wie spärlich beleuchtet ihr Umfeld doch ist. Das lässt sie momentan in die Verzweiflung stürzen und in das Gefühl des Vollkommen-Alleinseins. Doch das sind sie nicht.
Sie gehören nicht dazu, weil sie gar nicht dazugehören wollen. Sie wollen frei sein von diesen Systemen, diesen Bindungssystemen, in denen einer den anderen gefangen hält. Nur so halten sie, durch die Bindungen und die Verpflichtungen. Es gibt sonst keine Grundlage! Sie alle halten sich gegenseitig durch selbst auferlegte Bindungen, Normen, Standards, und das Doch-irgendwo-dazugehören-Müssen, weil sie nicht wissen, was es bedeutet, für sich zu sein. Sie halten sich fest an den anderen, klammern sich aneinander, weil sie glauben, ohne den anderen nichts zu sein.
Das Alleinsein fürchten sie, weil sie nicht wissen, was es bedeutet, mit sich und allem eins zu sein. Es bedeutet, vollkommen in sich aufzugehen, sich als erfüllt zu betrachten, sich als vollständig, vollkommen anzuerkennen und sich deshalb auf niemanden sonst berufen zu müssen. Wer sich selbst als vollkommen anerkennt, wird auf niemand anderen mehr angewiesen sein. Doch die Menschen sind immer auf etwas angewiesen. Auf Zuspruch, auf Hilfe, auf Anerkennung, auf Lob, auf Verbindlichkeiten, auf Zugehörigkeit, auf irgendeinen Dienst vom Außen. Doch den Dienst an sich selbst verleugnen sie komplett. Durch diese Verleugnung der Vollkommenheit, der Eigenständigkeit ihrer Person verkennen sie sich und fallen in Schuldzuweisungen, in Täter-Opfer-Spiele, in Abhängigkeiten, in die Depression und verlieren so ihre Freiheit. Sie übertragen die Verantwortung für ihr Leben auf äußere Umstände und andere Menschen und glauben, in ihnen ihr Heil finden zu können. Sie glauben, alles wird ihnen von außen gegeben und sehen nicht ihren eigenen Stellenwert, ihre Funktion in ihrem eigenen Leben. Die Selbsterkenntnis ist mangelhaft und darum auch die Sicht auf die Welt. Sie glauben, die anderen sind verantwortlich dafür, wie es ihnen geht und können ihr Wohlbefinden maßgeblich beeinflussen.
Doch dies ist Irrsinn im Gedanken des Allgeistes. Für den Allgeist gibt es keine Schuld, es gibt lediglich Ursache und Wirkung. Jeder ist für sich verantwortlich, für sein Leben und die anderen sind lediglich Nebenakteure in diesem Geschehen, in dem ihr selbst, und nur ihr, die Hauptpersonen seid. Mit dieser Erkenntnis, dass ihr selbst die Erschaffer eures Lebens seid, fällt die Schuld, fällt die Verantwortung der Anderen, fällt das Opferspiel, fällt die Verzweiflung. Diese Konzepte besitzen dann keine Wirksamkeit mehr für euch, und übrig bleibt einzig und allein die Eigenverantwortung.
Eigenverantwortung bedeutet, sich selbst als eigenständiges Wesen zu erkennen, sich beständig als solches wahrzunehmen und danach sein Leben auszurichten. Es bedeutet, den Ursprung allen Seins in sich selbst zu erkennen und zu wissen, dass dieses Sein die Erfüllung ist, dass dieses Sein der Weg ist, den es zu beschreiten gilt. Ja, das Sein ist ein Weg, es ist ein kontinuierliches Fortschreiten, an dem man jeden Tag zu arbeiten hat ob der Wirrnisse, der Verwirrungen des Außen. Keine leichte Aufgabe ist es, dies zu meistern, doch es ist der Weg! Es gilt, sich führen zu lassen durch den eigenen inneren Antrieb, den inneren Motor und dadurch auf die richtigen Bahnen zu gleiten. Niemand sonst wird euch leiten, nur ihr selbst könnt es tun. Darum achtete euch als eigenständige Wesen, die für sich selbst verantwortlich sind und entfernt euch von den anderen, vor allem von jenen, die euch nicht guttun.
Die Einsamkeit ist Teil eures Weges, sie ist euere Begleiterin, die euch zu euch zurückbringt. Nur in der Einsamkeit könnt ihr euch besinnen, euch erkennen, euch finden und wissen, was ihr wirklich wollt. Seid ihr allein, so ordnen sich eure Gedanken, werden klar und rein. Seid ihr allein, so seid ihr ungetrübt von den Gedanken und Worten der anderen. Die Einsamkeit ist ein Segen, denn sie bringt euch zur Stille! In dieser Stille könnt ihr euch erfassen, euch mit euch rückverbinden, und so begreift ihr euren Kern, eure Unverfälschtheit durch die äußeren Umstände, die äußeren Einflüsse. Dies setzt jedoch auch die bewusst herbeigeführte Reinheit der Gedanken voraus! Wer ständig an die andern denkt, kann allein sein und ist dennoch gebunden. Darum hat die erste Hygiene in den Gedanken stattzufinden! Nur dann könnt ihr die Stille genießen!
Begebt ihr euch wiederum aus der Einsamkeit in die Gemeinschaft, so öffnet ihr euch und werdet dadurch empfänglich für alles, was sich dort regt. Ihr nehmt auf und gebt ab, seid in steter Interaktion mit eurem Umfeld, was euch sowohl Nutzen bringen kann als auch Schaden, je nachdem, womit ihr euch umgebt. Ihr lernt, doch es verfälscht euch, bringt euch fort von euch, eurer Mitte, eurem Kern, weil die Beobachtung und Aufnahme des Erlebten in der Natur des Menschen liegt, durch seine Bezogenheit auf andere Menschen. Er bezieht sich auf anderen und lässt sich von ihnen beziehen, und dadurch wird er verfälscht, ist nicht mehr rein, weil er Dinge auf- und annimmt, die nicht zu ihm gehören. Verweilt er zu lange in Gesellschaft, so verliert er sich darin. Die Einsamkeit ist anzutreten, um wieder zu sich zu finden.
Und dennoch ist beides ebenso wichtig, die Einsamkeit und die Gesellschaft, die Gemeinschaft! In Gesellschaft kann der Mensch Erfahrungen machen, er erfährt sich in seiner Beziehung zu anderen, und die Einsamkeit ist vonnöten, um diese Erfahrungen zu reflektieren und einzuordnen und um wieder frei zu werden im Körper und im Geiste. So ist das für jene Menschen, die sich auf allen Ebenen erfahren wollen. Nichts ist auszuschließen, denn alles zusammen ergibt das Ganze!
Doch was ist nun die Gemeinschaft? Für euch Menschen ist die Gemeinschaft ein Ort der Anbindung, und so ist es. Es ist ein Konglomerat aus Bindungen und Verpflichtungen. Der Zusammenhalt innerhalb der Gemeinschaft erfolgt meistens durch äußerliche Komponenten: Familienbande, Hautfarbe, Beschäftigung, Geschlecht, Aussehen, Bildungsstand. Es sind dies die Dinge, über die ihr euch definiert.
Doch für den Geist sind diese Dinge nichtig, sie sind nicht das, was zählt. Für den Geist zählt rein euer Innerstes, sonst nichts. Das Äußere, diese Äußerlichkeiten haben nur für euch Menschen Bedeutung, doch was bedeuten sie über den Tod hinaus? Was könnt ihr davon mitnehmen? Diese Frage hab ihr euch Zeit eures Lebens zu stellen und damit eure Prioritäten stetig gegenzuprüfen! Denn das Ewigwährende, und nur dieses hat für euch von Bedeutung zu sein. Nur wer sich über die irdischen Ziele hinausbegibt, der lebt das wahre Leben! Und nur wer sich seiner geistigen Ziele bewusst ist, hat den Sinn seines Lebens begriffen.
Und in der Kongruenz der geistigen Ziele liegt der Kern der Gemeinsamkeit. Die erfüllende Gemeinsamkeit, das erfüllende Beisammensein mit anderen kann es nur geben, wenn die geistigen Ziele übereinstimmen. Wenn das Innerste des einen und das Innerste des anderen in dieselbe Richtung streben, im Gleichklang sich befinden. Wenn sich zwei unverfälscht begegnen, ohne sich für einander zu verbiegen und es dennoch Berührungspunkte gibt. Es bedeutet, sich im Sinn des Lebens einig zu sein. Wenn jeder für sich sich als Sinn seines Lebens erkennt, so kann es eine wahre Gemeinschaft geben. Alles andere ist ein Sich-Verfälschen, ein Sich-Verbiegen, nur um nicht allein zu sein. Alles andere ist ein nur auf äußeren Faktoren beruhendes, für euren Geist nicht von Bedeutung seiendes Bindungssystem. Und das ist nicht im Sinne eurer Freiheit! Doch auch dies zu durchleben ist eine wichtige Erfahrung, um zu erkennen, was man nicht und wirklich will. Alles ist Teil des Ganzen!
Doch viele Menschen scheitern hier, scheitern an der Einordnung der Erfahrung in das Ganze und ihrer Relativierung, weil sie nicht wissen, was es bedeutet, in sich zu blicken und nicht wissen, was sie wollen. Sie sind versteift auf die äußeren Umstände und sehen nicht die innersten Qualitäten aller Dinge. Sie sind gefangen in der äußeren Welt und haben ihr Innerstes aus dem Blickfeld verloren. Sie verharren in ihren Systemen an Bindungen, weil sie sich fürchten, auf sich allein gestellt zu sein. Ja, sie fürchten die Einsamkeit, weil sie ihnen offenlegen würde, was sie wirklich wollen. Und dies entspricht oft nicht im Entferntesten den äußeren Umständen, in denen sie sich befinden und in die sie sich selbst hineinmanövriert haben. Somit sind sie nicht kongruent mit sich selbst, haben ihren Mittelpunkt nach Außen verschoben. Sie wollen und können es oft gar nicht mehr sehen, was sie wirklich wollen, weil sie sich meilenweit von sich entfernt haben.
Doch es ist nie zu spät, die Rückkehr zum Mittelpunkt anzutreten! Der Weg ins Innerste kann nie zu weit sein und es erfordert oft nur einen Augenblick der Besinnung, um einen großen Schritt dorthin zu tun. Verzagt nicht, wenn ihr erkennt, dass ihr euch von euch entfernt habt, denn die Erkenntnis ist bereits der erste Schritt zur Rückkehr, zur Rückverbindung mit euch selbst, mit eurem wahren Sein. Es ist Teil des Weges, Wirrnissen ausgesetzt zu sein und diese zu durchwirken! Verzagt nicht und blickt stetig nach vorn und doch in euch, im steten Abgleich. Geht und besinnt euch wieder, so werdet ihr niemals fehlgeleitet sein!
Die Einsamkeit ist dabei euer Geschenk, eure Rückfahrkarte zu eurem Innersten, darum fürchtet sie nicht. Blickt in euch, und erkennt, wer ihr seid und was ihr wirklich wollt vom Leben. Nur so könnt ihr den Grundstein für eine Gemeinsamkeit, eine erfüllende Gemeinschaft mit anderen legen, denn eine Gemeinschaft ohne wahre Gemeinsamkeit ist nichts als eine vorübergehende Illusion. In der wahren Gemeinschaft erkennt sich jeder als eigenständiges, unverfälscht seinen Weg gehendes Individuum, das auch den anderen diese Freiheit zugesteht. Aus dem sinnvoll gelebten Leben jedes Einzelnen ergibt sich das gemeinschaftlich gelebte Leben. Alles ist Teil des Ganzen, doch nur wer sich als eigenständiger Teil des Ganzen erkennt und auch die eigene Verantwortung für das Ganze erkennt, der hat das Leben begriffen.
Wenn ihr beginnt, dies zu leben, wird sich euer Umfeld verändern und es wird vieles wegbrechen, was nicht mehr eurer inneren Wahrheit entspricht: Menschen, Situationen, Gewohnheiten - die euch womöglich schon euer ganzes Leben lang begleitetet haben. Das mag schmerzhaft für euch sein, und doch ist es die Befreiung. Das Alte muss gehen um Platz zu machen für das Neue, das Wahre, die Wahrheit. Haltet nicht fest, seid nachsichtig und verzeihlich all jenen gegenüber, die es nicht besser wissen, weil sie den Schlüssel zu ihrem Innersten noch nicht entdeckt haben. Lasst sie und wendet euch euch zu! Trauert nicht um die Hinterbliebenen und verleugnet sie auch nicht, denn sie waren Teil eures Weges und haben euch zu dem gemacht, was ihr heute seid, haben euch gelehrt, was es zu lernen gab. Freut euch, dass ihr ihr seid, und geht euch vergnügt dem neuen Moment eures Seins hin! Blickt nach vorn und seht, dass das neue Leben euch bereits mit offenen Armen erwartet, euch die Hand reicht und bereit ist, euch in Empfang zu nehmen! Doch die Hand nehmen und den Schritt tun müsst ihr!